Meine Plakate und Erklärungen: (Hier „Kohle statt Klatschen“)
Natürlich habe ich vorher in meinem Bekanntenkreis herumgefragt, ob ich diesen Spruch nehmen kann oder nicht. Und ca. 50% wussten mit diesem Spruch nicht ohne Erklärung etwas anzufangen, die anderen haben es sofort mit dem Klatschen als Wertschätzung, besonders für die Beschäftigten in Pflege und Klinik, während der Pandemie in Verbindung gebracht. Denn dieser Spruch lief durch die Medien, als es darum ging, anstatt dem symbolischen Klatschen als Zeichen der Wertschätzung, für die sogenannten “Systemrelevanten Berufe“ ein angemessenes Entgelt und angemessene Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Ja, ich habe mich zu Beginn der Pandemie auch darüber gefreut, dass endlich gemerkt wurde welche Berufe wirklich systemrelevant sind.
Was mich aber jetzt ärgert ist, dass die Politik auch nach fast einem Jahr nicht in der Lage ist diesem Klatschen den wichtigen finanziellen Zuspruch an die Menschen zu zahlen, die in der Krise oft bis an ihre Grenzen gehen müssen.
Heraus kam ein Coronazuschlag.
Den leider nur für den öffentlichen Dienst und Beamte.
Ansonsten lag und liegt es im Ermessen der Arbeitgeber ob sie den Einsatz während der Pandemie honorieren wollen oder nicht. Das führte zum Beispiel dazu, dass die Angestellten im Bundestag einen Coronaaufschag erhielten, ebenso alle Bundeswehrsoldaten.
Sehr viele Beschäftigte in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Kindertagesstätten und im Einzelhandel jedoch leer ausgingen, weil sie nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt sind.
Es gab nicht nur kein Geld, sondern oft auch keine Masken, keine Arbeitskleidung oder Desinfektionsmittel, anstatt mehr Personal einzustellen oder besser zu bezahlen, muss das vorhandene Personal länger arbeiten, mehr Patienten versorgen und Zusatzschichten übernehmen.
In Rheinland-Pfalz müssen alle Erzieher:innen im Regelbetrieb arbeiten. Auch das oft ohne Masken und ohne Abstand. Außer einem Appell an Eltern ihre Kinder zu Hause zu lassen gab es nichts. Die Gruppen sind oft genauso groß wie immer, oder es werden wegen kranken Mitarbeiter:innen Gruppen zusammengelegt. Die Gefahr und die Angst sich oder ihre Familien zu infizieren begleitet sie jeden Tag.
Im Lebensmitteleinzelhandel müssen sich die Beschäftigten oft auch noch mit Coronaleugnern und Maskenverweigeren auseinandersetzen, sich beschimpfen, anhusten oder sogar mit Gewalt bedrohen lassen, weil entweder die gewünschte Ware nicht vorrätig oder auf fehlende oder falsch getragene Masken hingewiesen wird.
Sie alle sollen sich jedoch mit Lavendelpflanzen, MERCI und Klatschen auf dem Balkon begnügen.
Das kann und darf nicht sein!
Aus Erfahrung in der eigenen Familie kann ich sagen, wenn sich hier nicht sofort etwas ändert, wird es immer schwieriger werden, für diesen Bereich geeignete Arbeitskräfte zu finden.
Und die, die dort arbeiten verlassen sehr oft den Klinik- und Pflegebereich wegen psychischer und physischer Überlastung.
Dies stellt unsere Gesellschaft schon jetzt vor große Probleme, wird sich aber in Zukunft verschärfen.